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Ein Klassiker auf der HvK-Bühne

Das Ganztagsgymnasium im Bochumer Norden

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Aufführung des Dramas „Woyzeck“ im Forum

von Viktoria Czech (Q2)

 

Elend, Liebe, Eifersucht und am Ende einen Mord- diese Punkte beinhalten viele Dramen, und trotzdem schafft es das Dramenfragment „Woyzeck“ von Georg Büchner schon seit Jahrzehnten auf den Theaterbühnen zu bestehen.

 

Auch das Theater Essen-Süd machte sich die Neuinszenierung des Klassikers zur Aufgabe und führte das Ergebnis am 15.12.2022 in der Heinrich-von-Kleist-Schule Bochum auf. Mit lediglich drei Schauspielern, Aless Wiesemann, Raphael Batzik und Thilo Matschick, schafften sie es, für eine Menge überraschter Gesichter zu sorgen. Nicht nur, dass die Künstler das Theaterstück spielten, sondern sie sind zusätzlich auch noch die Regisseure jenes.

 

Franz Woyzeck ist ein einfacher Soldat, der ein uneheliches Kind mit seiner Freundin Marie hat. Als Bürger der Unterschicht probiert er durch Nebentätigkeiten, wie die Teilnahme an medizinischen Experimenten oder das Barbieren seines Vorgesetzten, Geld für seine kleine Familie zu verdienen. Neben der Demütigung, der er sich damit von jeder Seite ergibt, führt auch die Teilnahme an einer „Erbsendiät“ dazu, dass der Soldat anfängt Stimmen zu hören. Dann erfährt er noch, dass ihn seine große Liebe Marie mit dem Tambourmajor betrügt. All diese Umstände bringen Woyzeck dazu, Marie schließlich zu töten.

 

Doch bietet der Dauerbrenner „Woyzeck“ mehr als nur einen Mord am Ende? Ja! „Die minimalistische Lichttechnik und die an eine springende Schallplatte erinnernde audiovisuelle Untermalung, bilden die Tanzfläche für performative Elemente und den Raum für ein faszinierendes Maskenspiel, das den Zuschauer so förmlich durch die Abrisse unserer Gesellschaft zerrt“, so steht es auf der Internetseite des Theaters Essen-Süd. Rückblickend auf die Aufführung ist diese Aussage ziemlich zutreffend.

 

Bereits am Anfang wird durch das Lenken des Scheinwerfers in den Zuschauerraum das Publikum mit in das Stück eingebunden. Im Allgemeinen wird jedoch auf spektakuläre Beleuchtung verzichtet. Auch die Gestaltung der Bühne ist eher einfach und besteht lediglich aus einer Kleiderstange, den Scheinwerfern und Kisten als Sitzmöglichkeit. Es ist kein Wunder, dass die Schüler*innen anfangs mit einer schlichten Inszenierung rechneten, schließlich empfanden vielen von ihnen das Stück „Nathan der Weise“, welches die Gruppe vor einigen Monaten in der Schule aufführte, als minimal und fast schon arm an Gestaltungsmitteln.

 

Doch mit der Tongestaltung konnte das Theater viele von ihnen überzeugen. Die drei Regisseure wählten moderne Songs, wie zum Beispiel „Vegas“ von Doja Cat, um die schizophrenen Psychosen, aber auch eine Szene auf dem Jahrmarkt, darzustellen. Dazu fügten sie Tanzeinheiten der Darsteller ein, um die Aufmerksamkeit der Jugendlichen zu wecken. Dass auf einmal Woyzeck anfing, während seiner Psychosen zu tanzen und sich dabei noch in den Tambourmajor verwandelt, verwunderte das Publikum etwas. Als dann noch die Schauspielerin Aless Wiesmann im Hintergrund begann, zu der abgehackten Musik extravagant zu tanzen, konnte man in viele überraschte bis sogar schockierte Gesichter schauen. Ob es sich dabei um eine positive Reaktion handelte, darüber lässt sich streiten, da viele im Nachhinein genau diese Wahl der Musik kritisierten.

 

Auch bei der Auswahl der Kostüme kamen viele Fragen auf: Passt es, dass der Tambourmajor in einem gecroppten Netzoberteil versucht, Marie von sich zu überzeugen? Oder wäre es nicht passender, wenn Franz in Schwarz anstatt in Blau dargestellt wird? Um ehrlich zu sein, scheint die Farbwahl im ersten Moment ziemlich beliebig, doch betrachtet man die Begründung der Künstler, erscheint es Sinn zu ergeben. „Blau steht für Depressionen und das fließende Wasser“, erklärt Aless Wiesmann und räumt damit die Frage nach der Wahl der Farbe aus dem Weg.

 

Thilo Matschke (Hauptmann/Doktor/Andres), Raphael Batzik (Woyzeck/Tambourmajor), Aless Weismann (Marie) konnten mit ihrer schauspielerischen Leistung das Publikum definitiv faszinieren. Gestik und Mimik, sowie Stimme und Sprechweise haben perfekt zu Büchners Klassiker gepasst. Vor allem die Inszenierung der Figur Woyzeck schien für Faszination zu sorgen, da besonders die „Anfälle“ realitätsnah dargestellt worden sind, aber auch die Emotionen des verzweifelten Mannes deutlich wurden.

 

Generell wurde sich größtenteils an das Dramenfragment Georg Büchners gehalten und nur wenige Textergänzungen hinzugefügt, außer bei dem Mord. Woyzeck erhängt Marie mit dem Tuch, in dem die Mutter ein paar Szenen davor noch ihr Kind trug. Im Original wurde die Frau gewaltsam mit einem Messer erstochen und jetzt wurde diese Schlüsselszene umgeschrieben. Eine mutige Wahl, angesichts dessen, dass das Drama auf die Bluttat hinausläuft.

 

Abschließend lässt sich fragen: Überraschender Erfolg oder doch totaler Reinfall? – Betrachtet man die Reaktion der Schüler*innen, ist es schwierig eine klare Antwort zu formulieren. Eins ist aber klar: Es besteht eine klare Verbesserung zum zuletzt aufgeführten Drama „Nathan der Weise“. Ob man nun findet, dass die Neuinszenierung die Gesellschaftskritik Büchners gut rüberbringt, muss jeder für sich entscheiden. Sie ist aber definitiv ein Besuch wert, wenn man nach einer moderneren Darstellung des Klassikers sucht.

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